© Solothurner Zeitung / NMZ; 2001-06-22; Seite 12a - Kanton SO

Unterrichtsbereich ohne Abbau

Erste Sitzung der Bezirkssynode Solothurn nach Abstimmung

In Aetingen traf sich die Bezirkssynode Solothurn zur ersten Sitzung nach der Abstimmung über die Bildung einer reformierten Kantonalkirche. Mehrere Arbeitsgruppen wurden eingesetzt, die bis Ende Oktober Struktur- und Reglementsanpassungen vorschlagen sollen. Bestehende Stellen sollen - bis Lösungen gefunden sind - im bisherigen Rahmen weitergeführt werden.

Nach der Ablehnung der Solothurner Kantonalkirche am 10. Juni durch eine Mehrheit der reformierten Stimmberechtigten des oberen Kantonsteils hat sich die Bezirkssynode Solothurn an einer ordentlichen Sitzung am 19. Juni in Aetingen mit der neuen Situation befasst.

Als Gäste waren neben Andreas Zeller, dem Landesteilvertreter für die Bezirkssynode im Berner Synodalrat, Erich Huber, Synodalratspräsident der Kirche im Kanton, Samuel Feldges, Präsident des Verbands der evangelisch reformierten Synoden des Kantons Solothurn auch Samuel Lutz, der Berner Synodalratspräsident und Jakob Frey, der juristische Mitarbeiter des Synodalrats anwesend.

Nächste Schritte vorbereitet

Erich Huber betonte in seinem Rückblick, dass die Kirche im Kanton, der Zusammenschluss der Reformierten im unteren Kantonsteil, deutlich gestärkt aus der Abstimmung über die Kirchenverfassung hervorgegangen sei. Alle Ängste, die Schwarzbuben könnten sich anders orientieren wollen, seien unberechtigt. Er sei froh, dass nun Klarheit geschaffen sei. Für die Zukunft gelte es, zwei Kirchengebiete im Kanton zu akzeptieren. Huber appellierte an die Bezirkssynode und an den Berner Synodalrat, dass ein neues Modell geschaffen werden müsse, indem die Bezirkssynode zu einem Partner für die Kirche im Kanton werden könne.

Andreas Zeller versteht das Verdikt der Stimmenden nun als Auftrag an den Berner Synodalrat, mit der Bezirkssynode als Partner den Dialog mit der Kirche im Kanton zu suchen und dem Verband eine neue Ausrichtung zu geben. Es gebe Aufgaben, die kantonal geregelt werden müssen. In zwei bis drei Jahren sollten die Ordnungen und Reglemente, allenfalls sogar die bernische Kirchenordnung den neuen Gegebenheiten angepasst werden können, um der Bezirkssynode den nötigen Freiraum zu schaffen.

Samuel Feldges unterstrich, der Verband habe innerkirchliche Aufgaben übernommen, die über dessen im Staatsvertrag zwischen Bern und Solothurn festgelegte Kompetenz hinausgingen. Sie würden nun zurück an die Kirche im Kanton und die Bezirkssynode gehen. Es werde den Mitarbeitenden des Verbands nicht gekündigt, aber die Finanzierung und Budgetierung sei aus seiner Sicht völlig offen.

Samuel Lutz hielt fest, dass der Entscheid die nötige Klärung gebracht habe und die Solothurner Bezirkssynode wie bisher ganz Teil des Synodalverbands Bern-Jura sei. Es gelte, die Zukunft nicht nach persönlichen Präferenzen, sondern gemäss der geltenden Reglemente und Ordnungen zu gestalten, sie wo nötig anzupassen und die Chance regionaler und überregionaler Zusammenarbeit zu nutzen.

Neue Arbeitsgruppen, keine Kündigungen

Die Bezirkssynode will nun die Chance packen, ihre eigenen Aufgaben neu zu fassen und deutlich zu machen, wo sie mit der Berner Kirche und der Kirche im Kanton die Arbeit in den Kirchgemeinden unterstützen und weiterentwickeln kann. Dazu wurden die Arbeitsgruppen «Unterrichtswesen», «Strukturen» und «Reglemente» eingesetzt. Sie sollen bis Ende Oktober der Bezirkssynode Vorschläge unterbreiten. Wichtig sei dabei, den Blick auf die Reformierten des ganzen Kantons nicht zu verlieren, forderte Heidi Kleeb, Kirchgemeindepräsidentin von Biberist-Gerlafingen. Eine Gruppe «Leitbild» wird später dazu kommen.

Die Ablehnung der Kantonalkirche hat nicht die befürchtete Folge, dass alle Arbeitsverhältnisse, die in der Verantwortung des Verbandes liegen, zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündet werden. Die Bezirkssynode hat einstimmig beschlossen, dass alle Anstellungen im Bereich Unterricht und Diakonie (Beratungsstelle für Ehe- und Lebensfragen, Psychiatrie- und Gefangenenseelsorge) solange weitergeführt werden, bis «sinnvolle Lösungen» vorgelegt werden können. Die Bezirkssynode rechnet mit der Zustimmung aller beteiligten Gremien.

Das Gespräch und die Gemeinsamkeit pflegen

Die Bezirkssynode Solothurn betonte, dass ihr das Wohl aller Reformierten des Kantons wichtig sei und deshalb die Gespräche mit allen Partnern möglichst bald und konstruktiv zu führen seien. Sie appellierte deshalb an die Kirche im Kanton und an den Verbandsrat, keine überstürzten Schritte zu unternehmen.

Heute Freitag, 19 Uhr, findet in der Lukas-Kirche in Lohn ein Gottesdienst als «Zeichen der Gemeinsamkeit» statt. Er wurde von Befürwortern und Gegnern der Kantonalkirche im Vorfeld der Abstimmung initiiert. Der anschliessende Apéro soll als äusseres Zeichen des Neubeginns Raum bieten für Begegnungen.

ckl

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