© Solothurner Zeitung / NMZ; 2001-06-11; Seite 21a - Kanton BE

Solothurner Reformierte bleiben bei Bern

Das Projekt einer Solothurner Kantonalkirche ist gestern an der Urne gescheitert

Die Reformierte Berner Kirche wird nicht dezimiert: Rund 45 000 Reformierte aus dem Kanton Solothurn bleiben bei Bern. Sie brachten das Projekt einer Solothurner Kantonalkirche bei der Urnenabstimmung mehrheitlich zum Scheitern. Vor allem im Bucheggberg gab es deutliche Ja-Mehrheiten für Bern.

christian moser

Die acht reformierten Kirchgemeinden im oberen Solothurner Kantonsteil haben mit ihrem Nein die Gründung einer Solothurner Kantonalkirche verhindert. Es gab 4083 Ja gegen 5344 Nein. Folge dieses Entscheides: Die ungefähr 45 000 Reformierten in diesen acht Kirchgemeinden bleiben Teil der Reformierten Kirchen Bern-Jura. Für die Kantonalkirche waren im oberen Kantonsteil einzig Derendingen und Grenchen-Bettlach. Die anderen votierten für einen Verbleib unter dem Dach der Berner Reformierten, also die Stadt Solothurn, Biberist, Lüsslingen, Aetingen-Mühledorf, Messen und Oberwil.

Aus Berner Sicht sind vor allem die Ergebnisse der beiden Kirchgemeinden Messen und Oberwil von Interesse, weil zu beiden auch bernische Gemeinden gehören. Zur Kirchgemeinde Oberwil BE gehören neben Oberwil noch fünf Solothurner Gemeinden. Die Kirche steht auf Berner Boden in Oberwil. Und in der Kirchgemeinde Oberwil betrug der Nein-Stimmen-Anteil 88,6 Prozent. Zur Kirchgemeinde Messen SO gehören fünf solothurnische Gemeinden sowie die bernischen Gemeinden Etzelkofen, Mülchi, Ruppoldsried und Scheunen. In der Kirchgemeinde Messen fiel das Ergebnis gegen das Solothurner Kirchendach und somit für Bern noch deutlicher aus als in Oberwil: 96,7 Prozent Nein-Stimmen wurden gezählt.

«Bindung zu Bern»

Die übrigen 14 reformierten Kirchgemeinden im unteren Kantonsteil mit rund 35 000 Reformierten sagten deutlich Ja zur Solothurner Kantonalkirche. Das Ergebnis: 5327 Ja gegen 1046 Nein. Für das Zustandekommen wären jedoch Ja-Mehrheiten im unteren und im oberen Kantonsteil nötig gewesen.

In einer ersten Stellungnahme erklärte sich der Solothurner Synodalratspräsident Erich Huber gegenüber der Nachrichtenagentur SDA das Nein im oberen Kantonsteil mit Ängsten vor einem finanziellen Abenteuer sowie mit der starken Bindung dieser Kirchgemeinden zu Bern. Zu prüfen sei jetzt, ob einzelne Kirchen aus dem oberen Kantonsteil separat von Bern nach Solothurn wechseln könnten, wenn das ihrem Wunsch entspreche.

Dieser Idee erteilte der Synodalrat (Kirchenregierung) der Reformierten Kirchen Bern-Jura fürs Erste eine klare Absage. Er zähle darauf, dass alle Beteiligten das Ergebnis der Volksabstimmung akzeptierten. In seiner Stellungnahme zeigte der Berner Synodalrat «Verständnis für die Enttäuschung der Befürworter» und appellierte an sie, «jetzt mitzuhelfen, innerhalb des durch die Volksabstimmung gesetzten Rahmens nach optimalen Lösungen» zu suchen. Dieser Wunsch richte sich vor allem an die beiden Kirchgemeinden Derendingen und Grenchen-Bettlach, «welche Ja zur Solothurner Kantonalkirche gesagt haben, jetzt aber weiterhin zu Bern gehören». Mit den Kirchgemeinden, die sich für Bern ausgesprochen haben, will der Synodalrat die «weitere Entwicklung der Partnerschaft» prüfen.

Solothurn miterwähnen?

Wie erwähnt gehören 45 000 Reformierte aus acht solothurnischen Kirchgemeinden zu den Reformierten Kirchen Bern-Jura. Trotzdem bleibt Solothurn im Kirchennamen unerwähnt. Und da könnten sich einige Solothurner Reformierte durchaus eine Änderung vorstellen. Synodalrat Andreas Zeller, in der Berner Kirchenexekutive für die Beziehungen zu den Solothurner Kirchgemeinden zuständig, meinte gestern, eine solche Änderung sei durchaus denkbar. Allerdings müsste rechtlich abgeklärt werden, ob dies möglich sei, weil ja nur ein Teil der Solothurner Gemeinden bei der Berner Kirche mitmache. Für Peter Thomet, den Präsidenten der Kirchgemeinde Messen, ist eine Antwort auf diese Frage nicht vordringlich. Er hat aber im Hinterkopf nach wie vor die Idee, dass sich alle reformierten Solothurner Kirchgemeinden zu einer Einheit zusammenschliessen und nachher Teil der Reformierten Kirchen Bern-Jura würden. Und in so einem Fall wäre auch er der Meinung, dass Solothurn gleich wie der Jura im Namen des Synodalverbandes zu erwähnen sei. Aufs Tapet kommen dürfte auch, ob den Solothurner Kirchgemeinden, die in der Synode (Parlament) der Berner Kirche vertreten sind, auch eine Vertretung im Synodalrat garantiert werden soll. Zurzeit sitzt niemand aus Solothurn im Synodalrat.

Der Bund

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