© Solothurner Zeitung / NMZ; 2001-06-11; Seite 21c - Region SO - Kommentar

Ein klares Verdikt

Die Schlacht «reformierte Kantonalkirche» ist geschlagen. Das Verdikt fiel deutlich aus und ist aufgrund des eigenwilligen Abstimmungsprozederes logisch. Hier die vier betroffenen Bucheggberger Gemeinden, die gewaltig mobil gemacht hatten. Ist doch in jener Region die Kirche für viele Menschen mehr als «nur» Religion - sie ist gelebte Gemeinschaft im besten Sinne. Sollen «Aussenstehende» doch versuchen, an ihr zu rütteln. «Nicht mit uns», haben die Bucheggberger gestern zur Antwort gegeben. Dort die restlichen Gemeinden, deren Engagement für dieses Thema sich in teils engen Grenzen hielt. Es ist kaum Zufall, dass sich die Mehrheit ihrer Stimmberechtigten an die Vorgabe ihres jeweiligen Kirchgemeinderates hielt.

Der gestrigen Analyse des Solothurner Bezirkssynodal-Präsidenten Max Misteli ist beizupflichten. Schreibt er doch in seiner Mitteilung, dass das eigentliche Thema der Abstimmung, nämlich die Kirchenverfassung und eine einheitliche Organisation für die reformierte Bevölkerung, in den Hintergrund gedrängt worden sei. Schade, denn die Vorstellung einer einzigen Kirche für alle Reformierten im Kanton Solothurn war - mit all ihren Unwägbarkeiten - gewiss mehr als nur das Luftschloss einiger verklärter Romantiker. Zumindest sind die Fronten nun ein für allemal geklärt und der untere Kantonsteil kann sich aufmachen, die für sich beste Lösung zu suchen.

Die «Schlacht» ist geschlagen. Welch hässliches Wort in diesem (religiösen) Zusammenhang - doch was wäre adäquater, nach dem permanenten Austausch von Gehässigkeiten im Vorfeld des Urnengangs? Man darf getrost gespannt sein, in welchem Klima künftig debattiert werden soll. Ein blosser «Friede, Freude, Eierkuchen»-Gottesdienst genügt jedenfalls nicht, um die verursachten Wunden heilen zu lassen. Bleibt nur zu hoffen, dass den Kontrahenten jetzt, wo vieles geklärt ist, der menschliche Umgangston wieder etwas leichter fällt.

WOLFGANG NIKLAUS

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