© Solothurner Zeitung / NMZ; 2001-05-08; Seite 12b

Kanton SO

Nichts von kalter Schulter

Berner zur Solothurner Kantonalkirche

Es treffe nicht zu, dass die reformierte Berner Kirche den zur Solothurner Kirche gehörenden Kirchgemeinden die kalte Schulter gezeigt und so die erneuten Bestrebungen für eine eigene Kantonalkirche ausgelöst habe. Der Berner Synodalrat sieht sich zu dieser «Richtigstellung» veranlasst.

Der Synodalrat (die Kirchenleitung) der Reformierten Kirche des Kantons Bern schreibt in einer Medienmitteilung, dass er sich im Klaren darüber sei, dass man auch in einem «kirchlichen Abstimmungskampf» nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen dürfe. Wenn jedoch in Diskussionen behauptet werde, die reformierte Berner Kirche habe mit ihrem Verhalten die gegenwärtigen Bemühungen für eine eigene Solothurner Kantonalkirche erst richtig ausgelöst, dürfe dies nicht unwidersprochen bleiben.

Richtig sei, dass vor 10 Jahren von Seiten des Synodalrates der Evangelisch-reformierten Kirche im Kanton Solothurn die Frage gestellt worden sei, wie sich die Berner Kirche verhalten würde, wenn die Kirchgemeinden des unteren Solothurner Kantonsteils auch eine Lösung mit Bern suchen wollten.

Auf Solothurner gewartet

Die bernische Reaktion sei damals «zwar bedächtig, aber durchaus nicht ablehnend» gewesen. Man habe sich in Bern auf den Standpunkt gestellt, die Idee sei prüfenswert, doch müsse die Initiative von der Evangelisch-reformierten Kirche im Kanton Solothurn ausgehen. Damals sei argumentiert worden, dass die sehr wichtige und grundsätzliche Frage in die Solothurner Synode zu tragen sei: Würde sich diese hinter die Idee stellen, könnte die Diskussion um eine solche Lösung auf einer tragfähigen Basis aufgenommen werden. Von Solothurner Seite sei damals ein entsprechendes Vorgehen in Erwägung gezogen worden, «ohne dass jedoch später konkrete Schritte unternommen wurden», heisst es im Communiqué. Aus der «aufgeschlossenen, aber jede Einmischung ausschliessenden Haltung» eine Ablehnung des «Solothurner Vorstosses» zu konstruieren, «verdreht die Tatsachen».

Gleiches gelte, wenn ein Anfang Januar 1997 vom Berner Synodalrat geschriebener Brief als Votum für eine Solothurner Kantonalkirche oder für ein Kirchendach ausgelegt werde. Nach einer Intervention aus Solothurn habe der Synodalrat der Reformierten Kirche des Kantons Bern lediglich seine frühere Meinung bekräftigt und der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass sich «die beiden Seiten» nicht weiter auseinanderleben würden.

Für Demokratie und Fairness

Der Synodalrat der Reformierten Kirche des Kantons Bern, zu der auch die Kirchgemeinden des oberen Solothurner Kantonsteils gehören, habe im Vorfeld der Abstimmung vom 10. Juni wiederholt bekräftigt, dass er sich nicht in den Abstimmungskampf einmischen wolle. Ebenso sei es für ihn eine Selbstverständlichkeit, «jedes demokratisch zu Stande gekommene Ergebnis zu akzeptieren», heisst es in der Mitteilung. Immer wieder habe der Synodalrat aber auch betont, dass ihm eine demokratische und faire Auseinandersetzung ein grosses Anliegen sei.

«Aus dieser Haltung heraus könnte er es nicht verstehen, wenn es der Bezirkssynode Solothurn, die aus den acht zur Berner Kirche gehörenden Kirchgemeinden besteht, verwehrt würde, sich im Abstimmungskampf zur Frage der Schaffung einer Solothurner Kantonalkirche zu äussern und ihre Haltung deutlich zu machen.»

mgt

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