März 01

Solothurner Kirchendach

Schlankes Budget

Die Schaffung einer Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Solothurn führe nicht in ein finanzielles Abenteuer: So lautet das Fazit eines Expertenberichts.

Im Vorfeld der Abstimmung vom 10. Juni über eine neu zu gründende Solothurner Kantonalkirche gehen die Wogen hoch. Ist das «Projekt Kantonalkirche» überhaupt finanzierbar?, lautet die Gretchenfrage. Das von einer Spezialkommission der Verfassungssynode ausgearbeitete Jahresbudget wurde deshalb einem unabhängigen Team unterbreitet. «Mit dem budgetierten Finanzbedarf von 1 965 000 Franken sollten die im Leistungsauftrag definierten Aufgaben finanziert werden können», heisst es jetzt im Expertenbericht, der Anfang Februar vorgestellt worden ist.

Ruedi Köhli, Kirchenverwalter in Grenchen, Mitglied der Spezialkommission und Befürworter einer eigenständigen Kantonalkirche, geht davon aus, dass die bisherigen Einnahmen zur Finanzierung der neuen Kantonalkirche ausreichen. Diese beliefen sich derzeit auf insgesamt rund zwei Millionen Franken. «Der kantonale Finanzausgleich macht 900 000, die Kirchgemeindebeiträge machen zwischen 950 000 und einer Million Franken und Staatsbeitrag sowie Zinsen rund 50 000 Franken aus», rechnet Köhli vor. In diesem Betrag seien die 550 000 Franken, welche die Kirchgemeinden des oberen Kantonsteils jährlich an die Kantonalkirche Bern-Jura ablieferten, bereits mitgerechnet. Köhli ist überzeugt, dass sich mit einem Zusammengehen der drei bisherigen Organisationen (Bezirkssynode, Kirche im Kanton Solothurn und Verband der reformierten Synoden) einiges an Verwaltungskosten einsparen lässt.

Bedenken bezüglich des vorgelegten Budgets hat Andreas Zeller, im Berner Synodalrat zuständig für die acht Solothurner Gemeinden, die (noch) dem Synodalverband Bern-Jura angehören: «Das gibt eine sehr schlanke Kantonalkirche.» Denn immerhin entspreche die neue Kantonalkirche mit rund 80 000 Mitgliedern der Grösse einer Thurgauer oder Bündner Kirche - und da seien die Ausgaben höher. Vor allem die für den Einkauf fremder Dienstleistungen vorgesehenen 25 000 Franken findet Zeller zu tief veranschlagt. Zudem seien im vorgelegten Budget keine Reserven eingebaut. Der Synodalrat befürchtet, dass zusätzlich anfallende Kosten auf die Kirchgemeinden überwälzt würden.

Exakt dies ist auch im Expertenbericht nachzulesen: «Aufgrund der Struktur der Kantonalkirche Solothurn ist absehbar, dass zusätzlich benötigte Mittel durch die beteiligten Kirchgemeinden aufzubringen wären.» Judith Stofer

Der «saemann» wird in der Mai-Nummer ausführlich und kontrovers auf die Abstimmung in Solothurn eingehen.

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