Reformierte Nachrichten
11. Mai 2001 / 15:17:47

[Zwei Stellungnahmen PRO und CONTRA zur Kantonalkirche]

Eine einzige Organisation

PRO
Am 10. Juni wird über die Bildung einer Solothurner reformierten Kantonalkirche abgestimmt. Nachfolgend äussern sich die Befürworter eines kantonalen Kirchendaches für die Reformierten.

RNA

«Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die Stichworte ÐStrukturenð, ÐLeistungsauftragð und ÐFinanzenð. Dass es sinnvoll ist, aus drei kirchlichen Organisationen im Kanton eine einzige zu machen, sollte einleuchten. Auf diese Weise lassen sich rund 80 Funktionen einsparen, und Leute werden frei für neue kirchliche Aufgaben.

Das jetzige Leistungsangebot ist mit den vorhandenen Mitteln nachweislich finanzierbar. Die Kirchenmitglieder können der Bildung einer Kantonalkirche zuversichtlich zustimmen.

Statt auf die Angstmacherei der Gegner einzugehen, möchten wir einen anderen Aspekt ins Zentrum rücken: Wir erwarten von einer Kantonalkirche mit vereinfachten Strukturen und frei werdenden Kapazitäten wesentliche Impulse, die das kirchliche Leben erneuern und glaubwürdig machen.

Beispiele erfolgreicher Zusammenarbeit zeigen, welche Chancen ein gemeinsames Wirken bietet: Vor acht Jahren erfolgte der Zusammenschluss der Reformierten Frauen des Kantons Solothurn. Sie wünschen sich eine Kantonalkirche ebenso wie die meisten Katechetinnen, die in den letzten Jahren gemeinsam Neues erprobt haben.

Eine kantonale Unterrichtskommission sorgt für die Gestaltung eines zukunftsorientierten Religionsunterrichts. Eine eigens eingerichtete Beratungsstelle für katechetisches Schaffen steht allen Kirchgemeinden des Kantons zur Verfügung. Neue Ausbildungskurse sorgen für einen guten Nachwuchs von Religionslehrkräften.

Der neu eingeführte ökumenische Lehrplan für den Religionsunterricht wird von gut besuchten Weiterbildungskursen begleitet. Auf diesem Weg möchten wir weitergehen; doch dazu braucht es eine reformierte Solothurner Kantonalkirche.»

Im Namen der Befürworter haben Stellung bezogen: Irène Isch-Hofer, Katechetin; Dr. theol. Hans Stricker, Kantonsschullehrer, Präsident Vorbereitende Verfassungskommission; Pfarrer Erich Huber, Synodalratspräsident.


CONTRA

Am 10. Juni wird über die Solothurner Kantonalkirche abgestimmt. Nachfolgend die Stimme der Gegner einer Kantonalkirche.

RNA

«In Zukunft braucht es keine Solothurner Kantonalkirche. Mit einer Stimme sprechen wollen die Protestanten im Kanton Solothurn. Dazu braucht es keine Kantonalkirche, denn eine Kantonalkirche muss mehr sein als nur Ansprechpartner für Staat und Schwesterkirchen.

Das Verhältnis von Kirche und Staat ist kantonal geregelt, dazu braucht es einfache Strukturen und Abmachungen, aber keine Kantonalkirche. Der Kanton Solothurn besteht aus drei kirchlich sehr unterschiedlich geprägten Regionen. Wer die Regionen in ihrer Autonomie stärkt, fördert eine offene und
eine vielgestaltige Kirche. Unter einem Kirchendach lassen sich Finanzen und Unterrichtsfragen regeln - ohne neue Kirche. Eine Kantonalkirche muss mehr als nur Geldverteilorganisation sein.

Eine Kantonalkirche müsste Perspektiven eröffnen über die eigene Kirchturmspitze hinaus, sie müsste Impulse für das Gemeindeleben geben können - auch wenn Themen unangenehm sind oder zurzeit nicht interessieren. Wenn eine Kantonalkirche das mangels Finanzen nicht zu leisten vermag, reduziert sie sich auf die Verwaltung. Dazu braucht es keine Kantonalkirche.

Der Unterricht wurde schon bisher kantonsweit geregelt, das kann so bleiben. Auch in Zukunft braucht es kompetente Fachleute, aber keine Kantonalkirche. Die Arbeit an der Basis lebt von einer guten Fachberatung der Mitarbeitenden. Dazu braucht es einen starken Partner und kreative Lösungen, keine leistungsschwache Kantonalkirche.»

Im Namen der Gegner äusserte sich Christoph Knoch, Pfarrer in Solothurn und Sprecher der «Offenen Kircheninformation SO»

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