Dokumentation - 1

Auszug aus dem Protokoll der Kirchensynode der Reformierten Kirche des Kantons Bern und der Verbandssynode Bern-Jura vom 5. und 6. Dezember 2000, Seite 89-91:

Traktandum 18: Solothurn, Kirchendach; Orientierung

Synodalrat Andreas Zeller: Seit der Sommersynode 2000 ist viel passiert. Der Synodalrat hat den Prozess aktiv begleitet. Man kann sagen, dass die Begleitung des Synodalrates und seine Interventionen durchwegs erfolgreich verlaufen sind. Wir waren zurückhaltend aber kritisch unterwegs mit den verschiedenen Organen. Der ursprünglich festgelegte Abstimmungstermin ist überholt, vorgesehen ist nun vorläufig der 10. Juni 2001; notwendig dazu ist, dass bis Ende Januar 2001 die nötigen Unterlagen vorhanden sind. Von der regierungsrätlichen Arbeitsgruppe wurde die Abstimmungsverordnung erstellt. Es gab eine Vernehmlassung in den solothurnischen Kirchgemeinden zu dieser Abstimmungsverordnung. Hier wurde von verschiedenen Seiten bemängelt, dass es für den unteren und den oberen Teil unterschiedliche Abstimmungsverfahren gibt. Es ist nicht die Schuld des Synodalrates Bern - Jura, dass der ganze untere Teil grosszügig auf das Stimmrecht der einzelnen Kirchgemeinden verzichtet hat. Die oberen Kirchgemeinden haben das Selbstbestimmungsrecht der einzelnen Kirchgemeinden gewahrt. Die Abstimmungsfrage ist definitiv festgelegt worden: "Wollt ihr der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Solothurn beitreten, indem ihr der Kirchenverfassung zustimmt?" Darüber werden die Mitglieder aller oberen und unteren Kirchgemeinden abstimmen. Die neue Kirche kommt zustande, wenn sowohl im unteren als auch im oberen Kantonsteil die Mehrheit der Stimmenden dieser Frage zustimmt. Im oberen Teil müssen zudem Mehrheiten da sein. Nur zustimmende Kirchgemeinden im oberen Teil werden Mitglied der neuen Kirche, die andern bleiben beim Synodalverband Bern - Jura. Die Abstimmungsbotschaft ist im Entstehen. Der Synodalrat konnte am Gerüst dieser Botschaft mitwirken. Er wird im Januar einen Entwurf erhalten und einen Monat Zeit haben, die Botschaft zu ergänzen oder zu überarbeiten. Was nach wie vor fehlt, sind Finanzen. Es existieren Zahlen; aber je nach Standpunkt findet man, diese seien korrekt, resp. nicht korrekt. Der Synodalrat wird darauf beharren, dass die Finanzen vorliegen müssen. Die Solothurner Delegation des Synodalrates hat sich mit den Solothurner Synodalen ein drittes Mal getroffen und gegenseitig Informationen ausgetauscht. Der Synodalrat hat einmal mehr garantiert, mündlich und schriftlich, dass die Autonomie in Sachen Kirchliche Unterweisung für die Solothurner Gemeinden erhalten bleibt, auch nach der Abstimmung. Kirchliche Unterweisung in einem andern Kanton kann nicht von Bern aus bestimmt werden. Der Synodalrat respektiert die grossen ökumenischen Resultate der Solothurner. Weiter ist festzustellen, dass die Räte von 4 Kirchgemeinden klar zum Ausdruck gebracht haben, dass sie an einer Abstimmung mit negativer Stimme teilnehmen werden und beim Synodalverband Bern - Jura bleiben wollen. Es ist auch festzustellen, dass sich langsam in der Öffentlichkeit Meinungen bilden und ein Prozess im Gange ist. Zusammengefasst: Diesen Sommer hat sich, als Vergleich, in einem klassischen Drama der 2., Akt abgespielt: Nebenakteure treten auf, die Hauptakteure treten zurück, bereiten sich auf den 3. Akt vor, und im Hintergrund werden Kulissen herumgeschoben.

Der Synodalrat hat Verständnis, wenn sich im Eifer des sich anbahnenden Abstimmungskampfes seitens der Befürworter der Kantonalkirche viele Emotionen äussern. Er hat auch Verständnis, wenn Vieles behauptet wird, Angst gemacht wird oder wenn vorzeitig Schritte bekannt gegeben werden, welche noch nicht beschlossen sind wie z.B. die Auflösung eines Verbandes der Solothurner Synoden oder Stellenkündigungen. Im Gegensatz zu solch emotionalen Ankündigungen steht der Synodalrat Bern nach wie vor zu seinen Aussagen, welche er immer gemacht hat: Es wir Zeit brauchen, eine neue Kirche funktionsfähig zu machen, dass Übergangsfristen benötigt werden sowohl mit den Gemeinden, welche sich lösen wollen und denen, die bleiben werden. Wir müssen uns überlegen, wie wir uns mit der Bezirkssynode Solothurn neu organisieren, falls diese erhalten bleibt. Was tun wir mit denjenigen Synodesitzen, welche nicht mehr bei uns sein werden, werden diese Sitze durch Berner ersetzt oder wie gehen wir damit um? Besorgt ist der Synodalrat im Blick auf die fehlenden Zahlen. Diese bilden eine wichtige Grundlage für die Meinungsbildung der Bevölkerung. Besorgt ist der Synodalrat ebenfalls über den Druck, welcher durch die Befürworter ausgeübt wird auf Gegner. Der Synodalrat wird sich selber mit Nachdruck dafür einsetzen, dass seriöse Zahlen vorliegen werden, was eine neue Kirche kosten wird und über die Kostenfolgen der 8 Kirchgemeinden, welche zum Synodalverband gehören. Der Synodalrat will die Leute in den 8 Kirchgemeinden aufklären, damit diese sorgfältig abwägen können, was für sie besser sein wird oder was sie in Zukunft wollen. Es geht um rund 50'000 Mitglieder, welche jetzt zum Synodalverband gehören. Es geht um eine über 400 jährige Partnerschaft. Es geht um viele Emotionen. Der Synodalrat wird weiterhin seine Verantwortung als Oberbehörde wahrnehmen und zurückhaltend darauf achten, dass demokratisch und formal-rechtlich sauber gearbeitet wird. Der Synodalrat ist froh, dass die Synode das Herz hat reden lassen und heute morgen die Resolution angenommen hat.

Es muss weitergehen, auch nach einer Abstimmung. Die Vision eines Espace Mittelland ist nach wie vor auch die Vision des Synodalrates Bern Jura. Für uns gehört Solothurn, auf jeden Fall der obere Kantonsteil, in jedem Fall zu einem Espace Mittelland, und wir haben den Eindruck, dass mittel- und langfristig da viele Aufgaben zu lösen wären.

Der Synodepräsident stellt fest, dass zu diesem Bericht keine Diskussion gewünscht wird.

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